Geschichte live erleben

(lm) Mit einem tagesfüllenden Programm unter dem Motto „Geschichte live erleben“ erwartete die Gemeinde Mudau in Zusammenarbeit mit Dr. Britta Rapold vom Landesdenkmalamt Baden-Württemberg und ihrem Ausgrabungsteam, dem Verein „Örtliche Geschichte Schloßau/Waldauerbach“ sowie dem Schloßauer Musikverein am vergangenen Sonntag eine überaus große Zahl interessierter Gäste aus Nah und Fern.

Unübersehbar hat sich die Einrichtung des Mudauer Sommerprogramms in Zusammenhang mit der neuen Schnellbuseinrichtung bereits jetzt zu einem Gästemagnet im Zentrum des Odenwalds entwickelt. Denn nicht nur die beiden Führungen von Dr. Rapold in den Grabungsstätten im Burggewann erfreuten sich reger Anteilnahme, sondern auch die geführte Wanderung von Bruno Trunk, 1. Vorsitzender des Vereins „Örtliche Geschichte Schloßau/Waldauerbach“ rund um Schloßau wurde mit der gleichen Begeisterung angenommen wie das Mittagessen unter freiem Himmel im Ortszentrum zur Musik der „Schlossemer Musikanten“. Bürgermeister Dr. Norbert Rippberger begrüßte die zahlreich erschienen Gäste und betonte, dass die Gemeinde Mudau den hohen Wert der Ausgrabungen am Römerkastell Schloßau erkannt habe und schon aus diesem Grund das Landesdenkmalamt nach Kräften unterstütze. „Wir erfahren hier viel über die Besiedlung des Odenwaldes, über das Entstehen von Gewerbetreiben sowie über die Entstehung des Ortsteils Schloßau. Und selbstverständlich werden wir die gewonnenen Erkenntnisse und Ergebnisse der Ausgrabungen so intensiv wie möglich als Fremdenverkehrsmagnet vermarkten“, betonte Dr. Rippberger, der Mudau als Zentrum des Odenwaldes für prädestiniert hält, den Tourismus dieser Region in Schwung zu bringen. Dr. Rapold hält Schloßau nach den bisherigen Erkenntnissen für einen überaus wichtigen Punkt des Odenwaldlimes, der es wert sei, eine grundlegende Sanierung des gesamten Odenwaldlimes von Oberburg am Main bis Bad Wimpfen mit Mittel der Deutschen Denkmalstiftung zu sanieren, restaurieren und neu zu beschildern. „Wir haben hier, unweit vom bereits bekannten „Numerus-Kastell“ eine Zivilsiedlung mit anschließendem „Gewerbegebiet“ entdeckt und seit Mai 2003 schon viele überraschende Funde gemacht“, erläuterte die Archäologin, die – selbst von der Römerzeit fasziniert - ihre Zuhörer in Bann zog. Dabei wurde deutlich, dass das Numerus-Kastell in Schloßau 150 Mann – also ein Numerus – zählte und um 100 n. Chr. entstanden ist. Dank des Heimat- und Verkehrsvereins Mudau und des Vereins „Örtliche Geschichte Schloßau/Waldauerbach“ habe man über die Historie des Ortes so viel erfahren, dass die Nachforschungen über die Zivilsiedlung maßgeblich erleichtert worden seien. Es erschien Dr. Rapold auch nicht ungewöhnlich, sondern eher logisch, dass das erste Gewerbegebiet in Schloßau etwas abseits der Zivilsiedlung angelegt worden war. Denn das Gewerbe war durchweg mit großer Hitzeentwicklung verbunden. Dies zeige sich in den vier Töpferöfen verschiedenster Typen, aber auch in dem großen Ziegelbrennofen, bei dem sogar noch die Ziegelstempel entdeckt worden waren. „Wir sind in diesem Gebiet gesegnet mit Millionen alter Scherben. Und um die am häufigsten gestellte Frage gleich vorweg zu nehmen: Wir haben keine Münzen gefunden. Offensichtlich waren die Schlossauer von je her so sparsam, dass sie ihre Geld nicht einfach herumliegen ließen“. Dafür habe die Scherben jede Menge Aufschlüsse gegeben. Z. B. über die Qualität der Töpferwaren, über einen überhitzten Brennofen und seinen vollkommen demolierten Inhalt u. v. m. Zeitgleich erläuterte Bruno Trunk seinen Zuhörern die etwas jüngere Vergangenheit und das alltägliche Leben der Bürger bei einem Rundgang um Schloßau. Eine besondere Bedeutung kam dabei dem sogenannten „Dorfbrunnen“ zu, und zwar gleichermaßen als Lebenselexier wie als Kommunikationsplattform vergangener Zeit. Alles in allem ein rundum gelungener Tag, der allein durch Mund-zu–Mund-Propaganda noch mehr Besucher zur nächsten Veranstaltung „Von Galgen und Kirchen im Odenwald“ am kommenden Sonntag bringen wird.