Zeugen großer Frömmigkeit

(lm) Mit der „Schloßauer Geschichtsrunde“ hielt Bruno Trunk, profunder Kenner seiner Heimat, Autor von „Römerspuren in Schloßau und Umgebung“, Limes-Cicerone und begeisterter Heimatforscher im Rahmen des Mudauer Sommerprogramms eineGruppe von ca. 20 Interessierten in Bann.

Zugeführt worden war ihm diese Truppe durch Christoph Müller, der bereits für eine interessante Wanderung von Mudau über das Gewann Hohenbusch nach Schloßau gesorgt hatte. Nach einer zünftigen Mittagspause auf dem Schulhof der Schloßauer Grundschule übernahm Bruno Trunk die Führung. Und er blieb seinen Zuhörern wirklich keine Antwort schuldig. Vermutlich gibt es so gut wie nichts, was Bruno Trunk über Schloßau selbst, aber auch seine über 40, genauer 43 Kleindenkmale zu berichten weiß. Er führte seine Gäste zu Kleinoden der Kunst und gleichzeitig Zeitzeugen einer wenig bekannten und doch sehr reichen Geschichte seiner Heimatgemeinde. Bruno Trunk berichtete vom sogenannten „Mudauer Meister“, wie der Steinmetz Ignaz Englert lange genannt wurde. Auf sein Konto gingen in der Zeit von 1790 bis 1810 ganze 41 Tafel-Bildstöcke im hinteren Odenwald. Sein Repertoire umfaßte vier Tafeln. Entweder die „Heilige Dreifaltigkeit“, oder die „Heilige Familie“, die „Pieta“ oder das „Blutbild“, fast immer auch mit dem Heiligen Wendelin versehen. Nachweislich ist der Bildstock bei Gasthaus „Hirsch“ in Schloßau sein ältestes Exponat. Älteren Datums sind die Häuschen- oder Nischenbildstöcke anderer Künstler. Der Rundweg am Sonntag führte auch zu der 1876 errichteten Waldauerbacher Marienkapelle. Sie entstand für 410,80 Mark Lohnkosten im Auftrag des Waldauerbachers Valentin Friedel für dessen Schwester und beherbergte ursprünglich eine Marienstatue aus der Münchner Kunstanstalt. Diese wurde allerdings auf Drängen eines Pfarrers duch eine „Schönstatt“-Madonna ersetzt. Weitere Kapellen, so Bruno Trunk in seinen Ausführungen, waren dem sehr bauaktiven Pfarrer Buchdunger zu verdanken. Von 1966 bis 68 ließ er den Kapellenbildstock am Kinzert errichten, außerdem die Grotte an der Kirche mit dem Bildnis der schmerzhaften Mutter Gottes aus der Schule von Matthias Grünewald sowie die Kapelle „Maria Frieden“ Richtung Neuhof Mudau am sogenannten Totenweg, der unter anderem auch vom ältesten Bildstock auf der Gemarkung, dem 1617 errichteten „Russenbildstock“ gesäumt wird. Bruno Trunks Wissen um die Bildstöcke, Flurkreuze, Kapellen und Sehenswürdigkeiten rund um Schloßau und Waldauerbach scheint unbegrenzt zu sein. Rund zweieinhalb Stunden faszinierte er seine Zuhörer mit der ihm eigenen Art, Wissen über die augenscheinlich tief verwurzelte Frömmigkeit im Odenwald, aber auch über die Not und das Leid der Menschen hier zu früheren Zeiten, zu vermitteln.

Quelle: mudau.de, 20.08.2007