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Umbau der Antennenmasten auf 363 Meter erfolgte 1982

Im ersten Teil der Geschichte über die Donebacher Sendetürme wurde über deren Errichtung berichtet. Die Sendeanlage erlebte im Laufe der letzten 50 Jahre aber nicht nur äußerlich sichtbare Veränderungen, sondern wurde auch immer mit neuester Funktechnik ausgerüstet:

Nachdem im Jahr 1972 aus ehemals vier Masten eine Zweimastanlage wurde, lief der Betrieb problemlos. Im Focus der Terroristen stand die Sendeanlage in der Zeit des Deutschen Herbstes im Jahr 1977. Damals erhielten die Arbeiter vor Ort sogar Polizeischutz, denn zu groß war die Angst vor einem Anschlag auf die Funkanlage.

Im Jahr 1975 bekam der Deutschlandfunk schließlich die Genehmigung zur doppelten Sendeleistung. Dies hieß am Tag eine Leistung von 500 kW und bei Nacht die halbe Leistung von 250 kW. Hierfür waren die Antennen aber nicht ausgelegt. Dies bedeutete am Standort Donebach den erneuten Umbau, um die zugesicherte Leistung auch optimal ausstrahlen zu können. Somit begannen die Planungen für eine 360 Meter hohe Antennenanlage, wiederum aus zwei Antennen, mit einem Reflektormast in Richtung Rumänien. Zum 01.06.1981 begann der Abbau der 200 Meter Antennen und gleich darauf die Errichtung der beiden riesigen Masten. Während der Umbauzeit übernahm für 14 Monate die Behelfsanlage in Mainflingen die Ausstrahlung der Programme, zwischenzeitlich in 13 Sprachen. Zunächst wurden die einzelnen Stahlelemente der Antenne abgebaut und vor Ort in Donebach frisch gestrichen. Diese Teile wurden später wieder für die neuen Masten verwendet. Damit diese Stahlgerippe mit enormer Höhe nicht umfallen, mussten zur Abspannung armdicke Stahlseile eingesetzt werden. Auch diese wurden auf dem Sendergelände mit Teer umhüllt. Als Verankerung für die Seile wurden für jeden der Masten zwölf Gegengewichte aus Beton gegossen und diese in drei Richtungen und sechs Ebenen abgespannt. Anders als die Vorgängermasten, sitzen die beiden neuen nun nicht mehr auf einer Keramikkugel sondern auf einem geerdeten Stahlblock, denn die Einspeisung der Sendeenergie erfolgte nun von oben, in etwa 240 Metern Höhe. Das Gewicht einer Antenne beträgt etwa 340 Tonnen. Als elektrisches Gegengewicht ist um jeden der Masten im Winkel von 6° ein sternförmiges Erdbandnetz mit je 360 Meter Länge im Boden ausgelegt, insgesamt also 43 km. Die 500 kW Sendeleistung selbst wurde vom Sendehaus unter der Antenne eingespeist. Am Waldrand steht zudem ein zentrales Technikhaus für die Gesamtanlage. Dieses ist direkt mit dem Funkhaus des Deutschlandfunks in Köln verbunden. Die kompletten Baukosten der neuen Antennenanlage beliefen sich bis zum erneuten Start am 23. Oktober 1982 auf etwa 40 Mio. DM. Seither ragen die rot-weißen Orientierungspunkte 363 Meter hoch in den Himmel und bieten von ganz oben einen fantastischen Blick über den Odenwald, das Bauland, die Hohenlohe Ebene, den Spessart bis hinein in den Kraichgau.

Im Jahr 1997 war es an der Zeit den rot-weißen Signalanstrich der Stahlbauteile grundlegend zu erneuern. Hierzu wurde von Mai bis November in frei schwebenden Körben direkt entlang der Masten gearbeitet. Zunächst wurden die Masten mit 200 Tonnen Strahlmittel gereinigt und danach alle Bauteile in drei Anstrichen frisch gestrichen. Am Ende waren neun Tonnen Farbe verbraucht, um den neuen Flugwarnanstrich anzubringen.

Im Laufe der letzten 50 Jahre wurden aber nicht nur die Masten umgebaut. Auch die Sendetechnik der Betriebsgebäude wurde immer wieder modernisiert. Im Jahr 2007 erfolgte noch die Umrüstung auf Digitalbetrieb, wobei bereits absehbar war, dass die Satellitentechnik die Langwelle ablösen wird. Zum 01.01.2015 wurde schließlich der Antennenbetrieb des Deutschladfunks ohne großes Aufsehen eingestellt. Die Übertragung der Sendungen erfolgte nun ausschließlich über Satellit. Seither wurden die Masten immer wieder zum Ziel waghalsiger Kletterer. Eines ist allerdings bereits seit dem Aufbau der ersten vier Masten vor 50 Jahren deutlich geworden und auch nach den Umbauten immer gleich geblieben. Die Stahlmasten sind die besten Blitzableiter die man sich vorstellen kann, denn so manches starke Gewitter machte seither einen Bogen um die angrenzenden Dörfer.

Thomas Müller, Schloßau 2017

Quellen:

- Gespräche mit Zeitzeugen und Arbeitern vor Ort

- Internet

Bild: Waghalsige Aufnahme im Morgengrauen von der Spitze der Nordwestantenne (Repro: Thomas Müller)