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Lourdes-Grotte wird 50 Jahre

Wirft man einen Blick in die alten Schloßauer Kirchenbücher, so entdeckt man dort bereits im Jahr 1885 einen Eintrag über eine Lourdes-Grotte an der westlichen Außenmauer der Pfarrkirche St. Wolfgang. Pfarrer Bechtold hatte dort zu jener Zeit eine kleine Grotte errichten lassen, um an die Marienerscheinungen von Lourdes zu erinnern. Die Ordensschwester Bernadette Soubirous hatte nämlich im Jahr 1858 in einer Grotte im französischen Lourdes mehrere Erscheinungen der heiligen Maria, die sich letztendlich zu einer der bedeutendsten Wallfahrtsorte weltweit entwickeln sollte.

Im Jahr 1887, so wird weiter berichtet, gab es auch eine Wallfahrt zur neuen Schloßauer Grotte. Ob in den Jahren darauf weitere folgten, ist allerdings nicht überliefert. Im Mai 1910 wurde diese kleine Grotte unter dem damaligen Pfarrer Väth einer gründlichen Renovierung unterzogen, denn die Witterung hatte ihr zugesetzt. Die Kosten der Renovierung, ungefähr 200 Mark, wurden größtenteils durch eine Hauskollekte von den Schloßauer Bürgern aufgebracht. In der weiteren Zeit überstand die Grotte unbeschadet die beiden Weltkriege und blieb bis zum Jahr 1967 in ihrer Äußerlichkeit unverändert.

Mit Beginn der 1960er Jahre wurde das Innere der Pfarrkirche einer gründlichen Renovierung unterzogen, die unter Pfarrer Johann Buchdunger zum Ende dieses Jahrzehnts ihren Abschluss fand. Im Jahr 1967 schien dann schließlich auch die kleine Grotte an der Westfront nicht mehr zeitgemäß zu sein und so ließ Pfarrer Buchdunger diese entfernen und durch eine neue Variante ersetzen. Diese neue Grotte wurde aus Bauländer Kalkstein errichtet. Pfarrer Buchdunger war ein großer Marienverehrer und somit wurde auch bei der neuen Grotte die Szene der Marienerscheinung von Lourdes dargestellt. Die Statue der Muttergottes ist 122 cm hoch, die der Bernadette misst 75 cm. Nach einigen Wochen Arbeit war die Grotte durch fachkundige Helfer fertiggestellt. Pfarrer Buchdunger hatte bei der Umsetzung derartiger Baumaßnahmen seinen „eigenen Stil“. So ließ er es sich z.B nicht nehmen, auch selbst Hand anzulegen, wenn es um die Ausführung von Arbeiten ging. Legendär ist sein „blauer Anton“. Die Ablehnung diverser Baumaßnahmen durch die Diözesanverwaltung Freiburg ignorierte er ebenso wie von dort nicht akzeptierte Rechnungen. Irgendwie kam er aber immer wieder an die erforderlichen Mittel und setzte seine Vorhaben in die Tat um. Letztendlich ging er als der Schloßauer Kapell(en)meister in die Geschichte ein, denn nicht weniger als drei Kapellen entstanden während seiner segensreichen Zeit in Schloßau.

Am Sonntag, dem 03.12.1967, erfolgte im Rahmen einer Vesperandacht die feierliche Einweihung der neuen Lourdes-Grotte. Den Teilnehmern blieb in Erinnerung, dass an diesem Tag extremer Nebel die Wetterlage bestimmte. Exakt zum Zeitpunkt der Einweihung wich der Nebel strahlendem Sonnenschein. Danach zog sich die Wolkendecke laut der damaligen Zeitungsanzeige wieder zu.

Die Statuen der Grotte wurden über die letzten 49 Jahre durch Witterungseinflüsse stark in Mitleidenschaft gezogen. 2016 wurden diese durch den Bildhauer Ralf Drolshagen neu gefasst. Die Grotte selbst erfuhr in den letzten 50er Jahren jedoch keine äußerlichen Veränderungen und in den Abendstunden wird das Innere der Grotte gelegentlich beleuchtet und hüllt so die Marienerscheinung in ein spezielles Licht.

Thomas Müller, Schloßau im Mai 2015

Das obere Bild zeigt die Einweihung der Schloßauer Lourdes-Grotte im Jahr 1967.

Unten die Maiandacht zum 50-jährigen Jubiläum am 21. Mai 2017