Trainieren und Gutes tun

Triathlet Christian Trunk und sein Bruder Andre als Fahrradkuriere in sechs Pflegeheimen

(mami) Aufgrund der Coronakrise steht die komplette Sportwelt still. Das große Thema ist für die meisten der Profifußball und die Frage, ob die Bundesliga noch dieses Jahr unter Ausschluss der Zuschauer fortgesetzt wird. Daneben leiden aber auch alle anderen Sportarten und Sportler unter der Stillstand-Situation. So auch der aus Schloßau stammende Triathlet Christian Trunk. "Ich denke nicht, dass dieses Jahr noch irgendetwas in meinem Sport stattfinden wird", sagt er. Letztes Jahr wurde er noch Siebter bei der Weltmeisterschaft in Nizza und wollte in diesem Jahr erneut angreifen – bevor ihm Corona, wie allen anderen auch, einen Strich durch die Rechnung machte.

Der Lehramtsstudent befand sich Ende März noch im Trainingslager in Spanien und fühlte sich top vorbereitet für die Saison. "Kurz danach kam der Lockdown", hadert er. Die größte Problematik sieht er darin, "dass ich als Triathlet eher kurzfristige Ziele habe, weil ich mich immer gezielt auf den nächsten Wettkampf vorbereite. Da aber vermutlich dieses Jahr nichts mehr stattfinden wird, gilt meine Vorbereitung jetzt schon dem nächsten Jahr, was für mich gefühlt noch ewig ist."

Sein Bruder André ergänzt, dass Christian nach dem Lockdown "in ein kleines Loch" gefallen sei, bei dem er das Rad auch schon mal gegen Chips getauscht habe. Doch dieses Loch hielt nicht lange an, denn kurz darauf habe Christian ihn angerufen und ihm von einer neuen Idee erzählt.

"Ich war ein paar Kilometer auf dem Fahrrad unterwegs und kam dabei an einem Pflegeheim vorbei an dem Dankes-Plakate für die Pflegerinnen und Pfleger hingen", erklärt Christian. Die besten Ideen habe er immer auf dem Rad, weil er da den Kopf komplett frei bekomme und so entstand auch der Plan, dass auch er etwas Gutes tun wollte. André erzählt: "Er hat mich angerufen und gefragt, was ich davon halte, wenn wir seine Sponsoren und noch ein paar andere Firmen anfragen, ob sie kleine Geschenke spenden würden, die er dann an Pflegeheime in der Region verteilt, um den Pflegekräften eine kleine Freude zu machen, aber auch um ihnen auf diese Weise für ihre Arbeit zu danken." Daraufhin klemmte er sich direkt ans Telefon und machte sich daran, den Sponsoren von ihrer Idee zu erzählen.

Natürlich wollten sich die beiden nicht einfach ins Auto setzen und durch die Gegend fahren. Christians Idee war die ganze Strecke, wie es sich für einen Spitzensportler gehört, mit dem Fahrrad zurücklegen – eine Art Fahrradkurier also. "Ich wollte zusätzlich noch das gute Wetter ausnutzen und konnte auch noch mein Training damit verbinden, etwas Gutes zu tun", erklärt er.

Auch die Sponsoren waren begeistert von der Idee der Brüder und deshalb gingen sie letzte Woche am Mittwoch mit 500 Packungen Müsli, 600 Packungen Gummibärchen, 20 Kisten alkoholfreiem Bier und vielem mehr auf ihre Tour. "Die Sponsoren haben echt nicht gegeizt. Wir hatten Geschenke im Wert von knapp 10.000 Euro dabei", freuten sie sich.

Los ging es in Buchen, von wo aus das erste Ziel das Pflegeheim in Waldhausen war. "Dazu haben wir eine persönliche Beziehung, weil unser Opa vor einiger Zeit in diesem Pflegeheim war." Danach ging es weiter nach Mudau und nach Steinbach, bevor in Buchen das Begleitfahrzeug wieder mit Geschenken aufgefüllt werden musste. Nächster Halt war das Pflegeheim in Amorbach von wo aus noch die Pflegeheime in Walldürn und zum Schluss in Hardheim angesteuert wurden. Insgesamt legten die Brüder an diesem Tag knapp 95 Kilometer zurück und besuchten sechs Pflegeeinrichtungen. Aber am wichtigsten für die beiden: "Wir rechnen mit knapp 400 Pflegerinnen und Pflegern, denen wir mit unserer Aktion hoffentlich eine kleine Freude und ein Lächeln aufs Gesicht zaubern konnten."

Christian Trunk (2.v.r.) und sein Bruder Andre (r.) sammelten Spenden für das Pflegepersonal in sechs Heimen und betätigten sich dabei als Fahrradkuriere. Foto: mami

Quelle: RNZ, 29.04.2020