Schwimmschule sitzt seit November auf dem Trockenen Schwimmschule Grimm

(tra) Seit Monaten kommen Kinder mit dem Element Wasser allenfalls in der heimischen Badewanne in Berührung: Aufgrund der seitens der Politik angeordneten Corona-Maßnahmen sind die Schwimmbäder nicht zugänglich und Schwimmunterricht ist nach wie vor untersagt. Somit sitzen auch Yvonne Grimm und Anna Hauk von der Schwimmschule Grimm seit November auf dem Trockenen. Im wörtlichen Sinne. "Wir versuchen, die gute Laune nicht zu verlieren. Auch wenn das nicht immer einfach ist", sagt Yvonne Grimm, die Leiterin der Schwimmschule. 

Normalerweise bringt sie gemeinsam mit ihrer Stellvertreterin Anna Hauk und zwei weiteren Kolleginnen Kindern ab drei Jahren – aber auch Erwachsenen – bei, sicher im Wasser unterwegs zu sein. Doch dann kam bekanntlich Corona. 

"Als im ersten Lockdown im Frühjahr 2020 bei uns alles auf Pause gesetzt wurde, haben wir die Zeit genutzt, um ein neues Unterrichtskonzept für die Zeit nach dem Lockdown zu entwickeln", berichtet Anna Hauk. "Und aus einer Notlösung ist wirklich etwas Tolles entstanden", ergänzt Yvonne Grimm. 

Das Team der Schwimmschule holte die Eltern der Kinder einfach mit ins Becken – während die Eltern mit ihren Kindern übten, leiteten die Schwimmlehrerinnen die Eltern-Kind-Teams "aus der Ferne" an und bleiben auf Abstand. "Wir waren letztlich selbst überrascht, dass das Konzept so gut  funktioniert hat", berichtet Yvonne Grimm. Auch bei den Eltern sei die neue Unterrichtsmethode sehr gut angekommen. "Der Großteil der Eltern wünscht sich, dass auch in Zukunft ein Elternteil aktiv am Schwimmunterricht teilnimmt", erzählt Anna Hauk vom rundum positiven Feedback der Eltern. "Die Kinder machten zudem deutlich schneller Fortschritte, da sie mit den Eltern vertraut sind und sich nicht erst auf eine Schwimmlehrerin einstellen müssen", ergänzt sie. Positiv sei auch, dass die Eltern gleich mitgeschult würden. 

Obwohl nach dem ersten Lockdown in der Schwimmschule kein Normalbetrieb möglich war – nur Schwimmanfänger wurden unterrichtet, Schwimmabzeichen waren keine möglich – lief es in der Schwimmschule somit dennoch gut. 

"Dann kam der zweite Lockdown, und unsere Pläne waren alle dahin", sagt Anna Hauk. Aufgrund des seit Monaten andauernden Schwimmunterrichtsverbots werden nicht nur die Wartelisten für den Schwimmunterricht länger, sondern die Schwimmlehrerinnen machen sich auch Sorgen um die Zukunft der Bäder sowie um die Schwimmfähigkeit der Kinder generell. "Wir können absolut nicht planen", unterstreichen Yvonne Grimm und Anna Hauk. "Wann öffnen die Bäder? Und unter welchen Bedingungen? Die Politik sollte hier endlich eine Perspektive entwickeln", sind sich die Schwimmlehrerinnen einig. Zudem sei diese Perspektive auch für die Badbetreiber enorm wichtig. Die Betreiber bräuchten Vorlaufzeit, da man ein Schwimmbad nicht von heute auf morgen öffnen könne. 

Sie fragen sich auch, ob nach der Krise überhaupt noch alle Bäder öffnen werden. "Die Situation der Bäder war in Deutschland schon vor der Pandemie schlecht, vielen Kommunen werden die Bäder zu teuer, und es werden immer mehr Schwimmbäder geschlossen. Rund 25 Prozent der Grundschüler haben gar keinen Zugang mehr zu Bädern", kritisiert Yvonne Grimm. "Es wird oft übersehen, dass es im Kern darum geht, Kinder vor dem Ertrinkungstod zu schützen", betont Anna Hauk. Besonders fatal sei auch, so die Schwimmlehrerinnen, dass auch an den Grundschulen immer weniger Schwimmunterricht angeboten würde – und an manchen Schulen dürften nur die Kinder teilnehmen, die bereits ihr "Seepferdchen" bestanden haben. Kinder ohne "Seepferdchen" müssten zuschauen. "Das Kultusministerium sollte dem Schwimmunterricht somit Priorität einräumen", fordert Anna Hauk. "Es gibt auch immer mehr Eltern, denen das Schwimmen fremd geworden ist", fügt sie hinzu. Und somit nutzt sie den zweiten Lockdown, um Eltern das Schwimmen in Buchform näherzubringen. In ihrem Manuskript befasst sie sich mit den Themen Schwimmen, Wassergewöhnung und klärt über Gefahren auf, die mit dem Wasser verbunden sind. Aktuell führt Anna Hauk Gespräche mit Verlagen und hofft, dass ihr Buch bald zu haben sein wird. Vor allem wünscht sie sich jedoch, und da spricht sie Yvonne Grimm aus der Seele, dass den Schwimmschulen und Bädern seitens der Politik endlich eine Perspektive geboten wird. 

Quelle: RNZ, 04.03.2021