Die Donebacher Sendetürme sind seit 50 Jahren ein Markenzeichen der Gemeinde Mudau

Wer kennt sie nicht, die beiden „Leuchttürme“ des Odenwaldes, die mit einer Höhe von 363 Metern zwar 5 Meter kleiner sind als der Berliner Fernsehturm, aber den Pariser Eifelturm um immerhin 60 Meter überragen. Gerade nachts sind sie bei guter Fernsicht schon von weitem zu sehen und zeigen so, wo die Gemeinde Mudau und im Speziellen der Weiler Donebach mit seinen knapp 350 Einwohnern zu finden ist. Kaum zu glauben, dass diese technische Meisterleistung inzwischen seit 50 Jahren besteht und in dieser Zeit sogar zu einem Markenzeichen der Gemeinde Mudau wurde. Doch wie kam es dazu?

Die Errichtung dieser Langwellensendeanlage auf den Höhen des Odenwaldes geht in der Geschichte viel weiter zurück als man zunächst annehmen möchte, denn Langwellen wurden bereits zu Beginn der Radiozeit in den 1920er Jahren eingesetzt, da sie im Gegensatz zur Kurzwelle mit nur wenig Sendeaufwand eine enorme Reichweite aufweisen. Einmal ausgestrahlt, schwächt sich die Langwelle nämlich nur langsam ab, denn sie wird vom Boden immer wieder zurückgeworfen und pflanzt sich auf diese Weise weiter fort. Im Umkehrschluss ist der Sendeaufwand für Langwellenprogramme sehr gering, sofern man einen guten Antennenstandort hat und gerade darauf kommt es an. Dieser Standortvorteil war der Grund für die Errichtung der Masten in Donebach. Die riesige Freifläche in der Mudauer Gemeinde, hat ihren Ursprung bereits im Zweiten Weltkrieg. Damals wurde nahe Donebach ein Flugzeuglandeplatz für die kleine Schloßauer Militärkaserne angelegt. Hierfür musste ein weitläufiges Waldgelände gerodet werden und somit war nach Kriegsende ein riesiger freier Platz bis in die heutige Zeit vorhanden.

Nach dem Krieg galt es die Ausstrahlung von Rundfunksendungen für Europa neu zu organisieren. Deutschland war seit Kriegsende in Ost und West aufgeteilt. Somit musste auch für beide Teile jeweils ein eigenes Radiokonzept entwickelt werden. Bezüglich der Vergabe von Rundfunkfrequenzen für die einzelnen Länder, wurde anfangs beschlossen, dass West-Deutschland überhaupt keine Radio-Langwellenfrequenz erhalten sollte. In letzter Sekunde wurde doch anders entschieden und die im Aufbau befindliche Bundesrepublik Deutschland durfte am unteren Ende des Langwellenbandes, bei 151 kHz senden. Um hierbei aber den norwegischen Sender Tromso, bei 155 kHz nicht zu stören, wurde festgelegt, dass eine Sendeleistung von max. 20 kW nicht überschritten werden darf. Im Jahr 1953 begann schließlich der Deutsche Langwellensender in Hamburg-Billwerder für die BRD mit der Ausstrahlung des Langwellen-Radioprogrammes. Leider konnte hierdurch das Programm zunächst auch nur in Norddeutschland empfangen werden.

Die Weichen für eine Verbesserung eines deutschlandweiten Empfangs wurden schließlich im Spätherbst 1960 gestellt, denn damals wurden drei Anstalten des öffentlichen Rechts gegründet. Dies waren das ZDF, die Deutsche Welle und der Deutschlandfunk an den letztendlich auch die Ausstrahlung der Langwellenprogramme übertragen wurde. Die Sendezentrale hierfür, wurde daraufhin von Hamburg in ein Kölner Funkhaus verlegt. Nun konnte die Langwelle in ganz Deutschland empfangen werden. So startete der Deutschlandfunk im Dezember 1962 sein Programm mit einer behelfsmäßigen Sendeanlage im hessischen Mainflingen bei Frankfurt, mit einer Leistung von nur 25 kW. Der Sender Mainflingen lag allerdings ungünstig für den Empfang in bergigen Regionen. Nun kam die große Freifläche auf dem Hochplateau des Odenwaldes, zwischen Mörschenhardt und Donebach ins Spiel. Das Gebiet im Odenwald konnte durch die Deutsche Bundespost vom Funkhaus in Köln zudem gut angesteuert werden. Somit wurde der ehemalige Flugplatz im Odenwald gekauft und der Bau einer Antennenanlage, bestehend aus 4 Masten von je 200 Meter Höhe, begann. Die Stahlmasten wurden im Winkel von 120° mit einem Zentralmast in der Mitte errichtet. Die Spitzen dieser vier Masten waren mit Stahlseilen verbunden. Zur elektrischen Isolation gegen den Boden, saßen die Masten auf einer großen Keramikkugel. Diese erste Antennenanlage ging am 10. März 1967 mit einer Sendeleistung von 250 kW in Betrieb. Doch bereits im Dezember 1968 kam es zu einem Zwischenfall, als das Gewicht der Stahlseile an den Mastenspitzen durch Raureif so groß wurde, dass sie alle abrissen und in die Tiefe stürzten. Die Anlage wurde umgehend gesperrt. Aber der Sender arbeitete am neuen Standort von Beginn an sehr effektiv, wenn auch mit einigen, nicht vorhersehbaren Problemen. Aufgrund der guten Sendeleistung wurde u.a. der Betrieb des auf 155 kHz arbeitenden Senders Brasov, in Rumänien gestört, was sich letztendlich zum Dauerthema entwickelte. Da jedoch auch mit reduzierter Sendeleistung Störungen in Brasov nicht vermieden werden konnten, musste die Sendeanlage bereits 1972 erstmals umgebaut werden. Zwei Masten wurden entfernt. Der verbliebene nordwestliche Mast fungierte fortan als Strahler, der südöstliche phasenversetzt als Reflektor in Richtung Brasov. Diese Maßnahme zeigte für den rumänischen Sender ihre Wirkung und ermöglichte schließlich wieder den Betrieb mit 250 kW Sendeleistung.

Thomas Müller, Schloßau 2017

Quellen:

- Gespräche mit Zeitzeugen und Arbeitern vor Ort

- Internet

Bild: Die Donebacher Sendemasten, von Schloßau aus gesehen und bei besonderer Wetterlage (Aufnahme: Horst Müller)