Bäckermeister Siegfried Brenneis - internationaler Botschafter der Deutschen Brotkultur

Sind wir nicht alle immer wieder von Wettbewerben, Meisterschaften oder Olympiaden begeistert und fiebern dann mit unseren Lieblingen um Preise, Rekorde und Medaillen? Die Arten dieser Wettbewerbe kennen inzwischen ja keine Grenzen mehr, aber wer denkt hierbei schon an eine Welt- oder Europameisterschaft der Bäcker und Konditoren, noch dazu, wo gerade die Hochburg dieser Spezies seit mehr als 75 Jahren in unserer Region, um genau zu sein in Weinheim, angesiedelt ist?

Gemeint ist die Bundes Akademie des Deutschen Bäckerhandwerks, wo sich einerseits Bäcker und Konditoren zum Meister weiterbilden können, wo aber auch andererseits die Vorbereitungen für Schaukämpfe und Meisterschaften im Backhandwerk koordiniert werden.

Ein Mitstreiter derartiger Wettkämpfe und wahrer Künstler seines Faches ist der Schloßauer Bäckermeister Siegfried Brenneis, der im Jahr 2015 zwar seinen 50. Geburtstag feiert, aber bezüglich der Teilnahme an Schau- und Wettkämpfen nicht im Geringsten müde geworden ist. Dass „Beruf“ von „Berufung“ kommt, lässt sich bei ihm quasi von den Lippen ablesen, wenn er von seinen Erlebnissen bei nationalen und internationalen Wettbewerben berichtet. Der gebürtige Scheidentaler ist Bäcker- und Konditormeister, Betriebswirt des Handwerks, sensorischer Sachverständiger für Brot und feine Backwaren, sowie Ernährungsberater im Bäckerhandwerk. Er bringt somit zumindest alle theoretischen Vorteile mit, die als Grundlage für einen Erfolg bei einem Backwettkampf dienlich sind. Seine Brötchen verdient Siegfried Brenneis als Backstubenleiter bei seinem ehemaligen Lehrbetrieb in Schloßau.

Seine öffentlichen Auftritte begannen im Jahr 1996 mit einem, von ihm organisierten, 24 Stunden Christstollenmarathon, zu Gunsten der Aktion Sorgenkind. Zusammen mit zwei Mitarbeitern war er für den „Guten Zweck“ 24 Stunden lang aktiv. Der hieraus resultierende Eintrag im Guinnes-Buch der Rekorde, spornte den Backspezialisten schließlich an, seinen Beruf noch mehr im Lichte der Öffentlichkeit zu präsentieren. In Eigenregie folgten Teilnahmen an Schaukämpfen und auf Messen, bis im Jahr 2008 auch das deutsche Nationalteam der Bäcker auf ihn aufmerksam wurde. Damals rückte Siegfried Brenneis als „Ersatzmann“ in die deutsche Bäcker-Nationalmannschaft auf, denn dort kannte man ihn bereits von zahlreichen Anfragen zu öffentlichen Backveranstaltungen und man wusste von seinem Interesse am Bäcker-Nationalkader.

Die Teilnehmer eines nationalen- oder internationalen Wettbewerbes setzen sich generell aus zwei oder drei Mitgliedern des landeseigenen Kaders zusammen. Lange vor dem eigentlichen Wettkampf erfolgt die Bekanntgabe des Themas und dann beginnen auch schon die Vorbereitungen hinsichtlich Objekt, Produktauswahl, Design und den geschmacklichen Kompositionen unter Berücksichtigung der Vorgaben und Spielregeln. Anschließend trainiert jeder für sich, bzw. probiert in Eigenregie aus. Erst kurz vor einem Wettbewerb trifft man sich häufiger, um Details und Erfahrungen mit den eingesetzten Rohstoffen auszutauschen. Genau dies ist aufgrund der räumlichen Entfernungen einzelner Teammitglieder gar nicht so einfach, denn hierbei handelt es sich z.B. um Mitstreiter aus Dresden, Schloßau oder Hamburg und jeder von ihnen übt auch noch einen Beruf aus. Das Abschlusstraining ist dann an der Bundes Akademie in Weinheim. Dieser hohe Aufwand ist auch der Grund, warum Mitglieder des Nationalteams alljährlich nur an einer oder zwei Großveranstaltungen teilnehmen können. Somit kommt andererseits auch alljährlich der gesamte Nationalkader zum Einsatz.

Zu den einzelnen Backwettbewerben mietet sich das Team dann jeweils einen Transporter, um die ausgesuchten Rohstoffe und diversen Utensilien mitnehmen zu können, denn man muss auf die jeweilige Situation immer optimal vorbereitet sein, um nicht unnötige Strafpunkte und Zeitüberschreitung zu riskieren. Gerade die Rezepturen, die verwendeten Rohstoffe, und die Reaktion des Teigs in Zusammenhang mit dem verwendeten Ofen sind das Geheimnis einer jeden Nation. Im eigentlichen Wettkampf sind dann Konzentration, Können, aber auch das Zusammenspiel im Team entscheidend, damit das Schaustück gelingt und auch rechtzeitig fertig wird. Die thematische Umsetzung, das Design und viele Kleinigkeiten sind weitere Grundlagen, um vor den Wertungsrichtern zu punkten und somit einen Platz auf dem Treppchen zu sichern.

Der Deutsche Nationalkader ist Aushängeschild auf Ernährungsmessen, Wettkämpfen oder beim Schaubacken vor internationaler Jury. Er wird zudem immer wieder gerne vom Deutschen Bundespräsidenten zu dessen Sommerfest nach Berlin eingeladen und ist dort auch regelmäßig auf der „Grünen Woche“ vertreten.

Der Auftritt der Nationalmannschaft aus dem Jahr 2008 im italienischen Rimini, mit erstmaliger Beteiligung von Siegfried Brenneis, war der bislang größte Erfolg, quasi eine Punktlandung für das Team. Hier konnte der versierte Bäcker beim „Sigep- Bread World Cup“, zusammen mit zwei weiteren Mitstreitern, auf Anhieb den Weltmeisterschaftstitel erringen. Bei diesem zehnstündigen Wettkampf war der Backkünstler für das Design des Schaustücks zuständig. Als Objekt zum Thema „nationales Monument“ wurde gleich nach Bekanntgabe des Themas, das Heidelberger Schloss ausgewählt. Hierfür besorgte er sich vom Stadtbauamt Heidelberg eigens Pläne und Skizzen der Schlossfassade, denn bei der Umsetzung sollte kein Detail unberücksichtigt bleiben, was der letztendliche Erfolg auch bestätigte.

Siegfried Brenneis durfte sein Können auch schon beim SWR-Stuttgart und im ZDF-Fernsehgarten unter Beweis stellen. Hierbei wurde ihm ein exaktes Timing für die knapp 3 Minuten Sendezeit, parallel zum Interview mit Wolfgang Lippert, abverlangt.

Doch alleine das Kräftemessen im Wettbewerb ist dem Backprofi nicht genug. Aufgrund seines Einsatzes für den Kader und der Nähe zu Weinheim wurde er inzwischen auch zum Kapitän der Nationalmannschaft erkoren. In dieser Funktion sichtet er nebenbei auch als „Scout“ neue Nachwuchstalente für das Team und fungiert als Kampfrichter bei nationalen und internationalen Wettbewerben, wenn er dort nicht gerade selbst Hand anlegt. Im Einsatz für das Nationalteam führten ihn die Wege u.a. schon nach Berlin, Mailand, Paris oder Tokio und das genau zu dem Zeitpunkt, als das Unglück von Fokushima die Welt veränderte. Das Engagement für den Fortbestand des Nationalkaders, sowie sein einzigartiges Wissen über die deutsche Brotkultur wurden zwischenzeitlich auch seitens internationaler Organisationen erkannt. Im Jahr 2013 wurde der Backspezialist in Frankreich, bei der Weltmeisterschaft des Brotbackens, dem „Mondial du Pain“, zum Botschafter des deutschen Brotes, „Ambassadeurs du Pain“, berufen. In dieser elitären Vereinigung sind nur wenige Spitzenbäcker aus der ganzen Welt vertreten, mit dem Ziel, gerade das traditionelle Brot weltweit zu fördern, bzw. sich hierfür entsprechend zu engagieren. Doch dem nicht genug, denn als Konditormeister war Siegfried Brenneis seit Bestehen des „Schwarzwälder Kirschtortenfestivals“ mit der Goldmedaille erfolgreich. Bei diesem Wettbewerb gilt es im zweijährigen Rhythmus, dem Publikum die neuesten Kreationen um Sahne, Biskuit, Kirschen, Kirschwasser und Schokolade vorzustellen. In der Kategorie der Profi-Konditoren gab es dort noch nie einen anderen Sieger, als den Odenwälder Konditormeister. Kein Wunder, dass er 2014 auch noch für zwei Jahre zum Botschafter der Schwarzwälder Kirschtorte ernannt wurde. Bei all den ehrenamtlichen Tätigkeiten des Schloßauer Backstubenleiters fragt man sich, wann er noch arbeitet und wann er mal Zeit hat für die Familie. Hier kommt ihm zugute, dass sein Arbeitsplatz nur etwa 80 Meter von seinem Haus entfernt liegt. So kann er eine gute Idee auch mal schnell ausprobieren, wobei andere erst einen Termin in ihrer Backstube abstimmen müssen.

Zur Weihnachtszeit und zu kirchlichen Veranstaltungen backt der versierte Bäcker auch immer wieder gerne für einen guten Zweck. Bei derartigen Veranstaltungen übernimmt er häufig in Eigenregie die komplette Planung, Organisation, Umsetzung und bei Bedarf auch die Vermarktung, bzw. die Zusammenarbeit mit der Presse, denn auch beim SWR-Stuttgart ist er schon lange kein Unbekannter mehr. Seine Frau und die beiden Töchter unterstützen ihn hierbei inzwischen tatkräftig. Den finanziellen Überschuss spendet das Pfarrgemeinderatsmitglied dann üblicherweise einer Hilfsorganisation. Die Rezepte aus solchen Veranstaltungen gibt er gerne auch an die bekannten Fach- und Gesundheitszeitschriften weiter.

Man sieht der Schloßauer Backkünstler ist bei allen ehrenamtlichen Verpflichtungen um die weltweiten Erfolge immer noch auf dem Teppich geblieben. Bleibt dem Jubilar noch zu wünschen, dass er diese Energie noch viele Jahre bei bester Gesundheit versprühen kann. Dann braucht man sich auch um die „Deutsche Brotkutur“, die „Schwarzwälder Kirschspezialitäten“ und um viele neue Produktkreationen beim - und vom Bäcker nebenan, keine Sorgen machen.

Thomas Müller, Schloßau 2014

Bild 1: Siegfried Brenneis im Jahr 2008 mit dem Weltmeisterschaustück, „Heidelberger Schloß“.

Bild 2: Preisverleihung in Frankreich beim „Mondial du Pain“ zum Botschafter der Deutschen Brotkultur.

Bild 3: Christstollen-Backmarathon 2013 für die „Herzensache“ des SWR